Mental Health in aller Munde, Teil 2

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Mental Health in aller Munde, Teil 2

Mental Health in aller Munde, Teil 2

Im zweiten Teil geht es auch schon eine Schicht tiefer, in die psychisch-emotionale Ebene. Wie fühle ich mich wirklich? Wofür bin ich dankbar? (Ich führe u.a. ein dankbarkeitstagebuch) Woran glaube ich? Was sind meine Grundhaltungen, meine Werte? Welche Überzeugungen trage ich mit mir? Sind sie wirklich meine oder habe ich sie übernommen? Welche Überzeugungen, Werte, Glaubenssätze sind für mich nicht mehr stimmig und möchte ich über Board kippen? Schaffe ich das alleine oder hole ich mir doch lieber Hilfe beim Profi? Was tu ich, wenn ich einen Durchhänger habe?

 

Ein guter Punkt zum Anknüpfen in schwierigen Situationen ist immer die eigene Atmung. Sich ganz auf die Atmung zu konzentrieren und bewusst und tief zu atmen, kann einen wieder ganz zurück in den Moment bringen und etwas Abstand gewinnen lassen.

Wenn wir achtsam atmen, können wir auch andre Dinge achtsam tun – egal ob gehen, duschen, Zähne putzen oder Geschirr abwaschen. Einfach mal mit den Gedanken ganz bei der aktuellen Tätigkeit sein und diese wie ein Kind mit allen Sinnen erleben. Wenn die Gedanken abschweifen, dann wieder bewusst zur Tätigkeit zurückkehren.

 

Eine beliebte Strategie sind auch persönliche Ressourcen, die ich nutzen kann. Was entspannt mich, erdet mich, gibt mir Energie, erhellt mir den Tag? Mein Lieblingsbecher? Düfte? Mein Lieblingslied? Ein bestimmtes Schmuck- oder Kleidungsstück? Ein bestimmter Gegenstand? Ein Foto? Ein Telefonat mit der besten Freundin/dem besten Freund? Ein Spaziergang in der Natur? Yoga? Lesen? Sonstige Hobbies?

 

Und habt ihr euch schon einmal gefragt, wie denn eure Beziehung zu euch selbst ist? Wie redet die Stimme im Kopf mit euch, wenn ihr einen Fehler macht, etwas gut macht, wütend oder traurig seid? Seid ihr liebevoll und freundlich zu euch, so wie ihr mit einer guten Freundin/einem guten Freund sprechen würdet, oder macht ihr euch selbst fertig, beschimpft euch, werte euch ab? Auch hier kann man viel tun, um mit sich selbst freundlicher umzugehen. Es muss nicht sofort die perfekte Selbstliebe sein, nein, allein wenn man sich mal über den eigenen Umgang mit sich bewusst wird, das beobachtet und akzeptiert, dann ist schon der Grundstein für Veränderung gelegt.

 

Übrigens, Dinge zu verändern im eigenen Leben, kann ganz schön anstrengend sein. Denn zuerst muss ich erkennen, was ich verändern will, es erforschen, beobachten und voll und ganz akzeptieren. Wenn ich es nur loswerden möchte, ohne es zu akzeptieren und anzunehmen, dann kommt es wie ein Boomerang immer wieder zurück. Daher braucht es auch viel Selbstdisziplin und Konsequenz, um über einen längeren Zeitraum hinweg die kleinen Schritte zu gehen, die notwendig sind. Deswegen sollte ich mir zuvor im Klaren sein, was ich genau will und mich dann ganz konkret dafür entscheiden. Mit einer Entscheidung und einem Ziel, auf das ich mich fokussiere, gelingt der Weg dorthin wesentlich leichter.

 

Wenn sich die Gedanken immer im Kreis bewegen, dann kann es hilfreich sein, alles auf ein Blatt Papier zu bringen, drauf loszuschreiben, ohne nachzudenken. Oder zu zeichnen. Manchmal hilft es auch, über den Körper dem Ausdruck zu verleihen…egal ob schreien, Polster klopfen, laufen, Garten umstechen, tanzen, schütteln, bis die Energie draußen ist, da kann jeder für sich selbst ausprobieren, was am besten passt.

Ablenkung ist ebenfalls kurzzeitig hilfreich, als Überbrückung so zu sagen, bis ich zu anderen Methoden greifen kann, Unterstützung habe oder allein bin….denn manchmal kann ein stiller Rückzug, allein sein mit den eigenen Gefühlen, sich das spüren und zulassen dieser Gefühle zu erlauben, genau das richtige sein.

 

Übrigens, die eigenen Probleme zu relativieren und mit anderen zu vergleichen, ist absolut nicht zielführend, zumindest nicht für mich. Auch wenn das eigene Problem im Vergleich mit den weltweiten Themen oder den Problemen der Menschen in Flüchtlingslagern wahrscheinlich ganz gering erscheint, so ist es doch hier und jetzt für denjenigen wichtig und gehört bearbeitet, um sich dann wieder anderen Dingen zuwenden zu können. Nur wenn es in mir einigermaßen friedlich ist und es mir halbwegs gut geht, dann kann ich auch für den nächsten und für die Welt eine Bereicherung sein.

 

Es gibt nicht den einen Weg, es gibt für jeden Menschen einen ganz persönlichen Weg, den jeder für sich finden und entdecken darf. Vieles habe ich hier nicht erwähnt, es würde den Rahmen sprengen…dafür gibt es eben die persönlichen Wegbegleiter, die man suchen und finden muss…dennoch hoffe ich, den einen oder anderen Impuls gegeben zu haben, um sich mit sich selbst ein wenig auseinander zu setzen, Möglichkeiten zu finden, um gut durch Alltag und erschwerte Bedingungen zu kommen, sowie mutig genug zu sein, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn es allein nicht mehr weiter zu gehen scheint.

Abschließen möchte ich mit dem Lebensmotto eines ehemaligen guten Freundes: „Es gibt keine Probleme, nur Lösungen“.

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